Der berechnete Cash Flow mit der direkten Methode liefert einen detaillierten Einblick in die Unternehmensliquidität und hilft Verantwortlichen dabei, den Cash bestmöglich zu steuern. Wir zeigen Ihnen hier, wie diese Methode prinzipiell funktioniert und veranschaulichen sie an einem Beispiel.
Cash Flow & direkte Methode: Ein Überblick
Berechnet man den Cash Flow mit der direkten Methode, erhält man den genauesten Überblick über die Unternehmensliquidität, weil man alle einzelnen Transaktionen berücksichtigt, die tagtäglich auf den Konten stattfinden. Diese Transaktionen sind sowohl Zu-, als auch Abflüsse, bzw. Ein- und Auszahlungen. Hier einige Beispiele:
Einzahlungen•Einnahmen aus Verkäufen von Produkten oder Dienstleistungen•Kreditaufnahmen•Steuerrückerstattungen•Einnahmen aus dem Verkauf von Finanzanlagen (z.B. Aktienanteile)•Erhalt von Fördergeldern
Auszahlungen•Gehalts-/Lohnzahlungen an Mitarbeiter:innen•Ausgaben für Material und für externe Dienstleistungen•Tilgung von Kreditschulden•Miete für Büroräume, Produktions- und Lagerhallen•Allgemeine Betriebskosten (Heizung, Strom, Wasser)•Gebühren für Softwarelizenzen und -Abos•Versicherungsgebühren•Steuerzahlungen•Ausgaben für Investitionen•Leasing-Gebühren für Fahrzeuge oder Maschinen
Diese Listen sind keinesfalls abschließend, sondern sollen nur einen Überblick geben, was in einem Unternehmen prinzipiell zu den Ein- und Auszahlungen gehören kann. Wichtig ist, dass man sämtliche Ein- und Auszahlungen bei der Cash Flow-Berechnung berücksichtigt, denn nur so erhält man ein akkurates Bild über die Liquiditätssituation.
Wie wird der Cashflow direkt berechnet?
Für die Berechnung des Cashflow mit der direkten Methode nutzt man folgende Formel:
Cash Flow (direkt) = Zahlungswirksame Einzahlungen – Zahlungswirksame Auszahlungen
Für eine genaue Liquiditätsübersicht muss dabei folgendes beachtet werden:
•Sämtliche Ein- und Auszahlungen müssen berücksichtigt werden, also die Transaktionen auf allen Geschäftskonten, wo Geldmittel von extern zufließen oder nach extern abfließen•Die Einzahlungen und Auszahlungen müssen sich auf denselben Zeitraum beziehen: Für den Cashflow im Mai werden also sämtliche Auszahlungen, die im Mai stattfanden, von den Einzahlungen im Mai abgezogen
Praktischerweise fasst man die einzelnen Ein- und Auszahlungen in Kategorien zusammen. Hier können Sie sich an der Liste im ersten Abschnitt orientieren. Sämtliche Gehaltszahlungen an Ihre Mitarbeiter:innen in einem Monat fassen Sie demnach unter der Kategorie „Gehaltszahlungen“ zusammen.
Cash Flow mit direkter Methode: Beispiel
In diesem Beispiel haben wir dargestellt, wie die Cash Flow-Berechnung erfolgt, wenn man sämtliche Ein- und Auszahlungen aus den einzelnen Monaten zu Gruppen zusammengefasst und in eine Tabelle eingetragen hat:
Cash Flow am Jahresanfang: 3.000€ | Januar | Februar |
---|---|---|
Einzahlungen | ||
Einnahmen aus Verkäufen | 5.000€ | 6.000€ |
Einnahmen aus Investitionstätigkeiten | 500€ | |
Fördergelder | 200€ | |
Steuerrückerstattungen | 1.000€ | |
Andere Einnahmen | 2.000€ | 2.000€ |
Gesamte Einzahlungen | 8.500€ | 8.200€ |
Auszahlungen | ||
Gehalts- und Lohnzahlungen | 2.000€ | 2.000€ |
Material- und Warenkosten | 1.000€ | 1.200€ |
Marketingausgaben | 500€ | 400€ |
Allgemeine Betriebskosten | 500€ | 500€ |
Software-Lizenzen | 100€ | 100€ |
Getätigte Investitionen | 4.000€ | |
Steuerzahlungen | 500€ | |
Gesamte Auszahlungen | 4.100€ | 8.700€ |
Monatssaldo | 4.400€ | -500€ |
Verfügbarer Cash = Cash aus Vormonat + Cash aus aktuellem Monat | 7.400€ | 6.900€ |
Man sieht nun genau, wie hoch die einzelnen Cash Flows innerhalb der einzelnen Monate waren. So lässt sich auch detailliert bewerten, worauf Defizite zurückzuführen sind – im obigen Beispiel ist das eine getätigte Investition, die ein Loch in die Liquidität gerissen hat. Da jedoch genügend Cash-Reserven aus den Vormonaten vorhanden waren, entsteht am Ende des Monats dennoch ein positiver Wert für den verfügbaren Cash.
Die Cash Flow-Praktikerformel liefert auch einen Blick in die Zukunft
Die direkte Methode zur Cash Flow-Berechnung ist eine Formel für Praktiker:innen, denn sie zeigt akkurat die Liquiditätssituation des Unternehmens an. Mit einer solchen detaillierten monatlichen Übersicht erhalten Verantwortliche einen tiefen Einblick in die Liquiditätsstruktur ihres Unternehmens und können die verfügbaren Mittel viel besser steuern.
Cash Flow Forecast mit direkter Methode
Mit Hilfe der direkten Methode lässt sich nämlich nicht nur die liquide Situation bis zum aktuellen Zeitpunkt darstellen, sondern auch für die Zukunft. Dazu erweitert man die Tabelle einfach um einige Monate in die Zukunft: Wiederkehrende Zahlungen werden dabei mit demselben Betrag in der entsprechenden Kategorie eingetragen (z.B. die Gebühren für Software-Abos und die Gehaltszahlungen), und für andere Kategorien arbeitet man mit Schätzwerten.
Beim Schätzen von Einnahmen können Daten aus dem Vertrieb helfen, mit welchen Umsätzen in den kommenden Monaten gerechnet wird. So trägt man für jede Kategorie die Werte in die Tabelle ein und rechnet dann den Monatssaldo sowie den voraussichtlich verfügbaren gesamten Cash aus.
Vorteile der Cash Flow-Berechnung mit direkter Methode
Indem man die Ein- und Auszahlungen in die Zukunft projiziert, kann man abschätzen, wie sich die liquide Situation entwickeln wird. Rechnet man beispielsweise mit einer sinkenden Kundennachfrage, und damit mit rückläufigen Einnahmen, erkennt man in der Übersicht, wie lange die Cash-Reserven reichen werden, um die laufenden Kosten zu decken.
Auf der anderen Seite sieht man auch, wie hoch die Überschüsse sein werden, wenn man mit einer steigenden Kundennachfrage rechnet. Dann kann man im Vorfeld schon günstige Zeitpunkte abschätzen, wann man bestimmte Investitionen tätigen kann. Die Cash Flow-Berechnung per direkter Methode ist also ein Navigationswerkzeug, mit dem Sie Ihr Unternehmen bestmöglich durch beliebige Situationen steuern.
Cash Flow & direkte Methode: Großer Aufwand muss nicht sein
Wie Sie gesehen haben, ist die Voraussetzung für die Berechnung des Cash Flow mit der direkten Methode, dass man sämtliche Ein- und Auszahlungen berücksichtigt. Je mehr Geschäftskonten demnach existieren und je mehr Transaktionen darauf jeden Tag stattfinden, desto mehr einzelne Ein- und Auszahlungen gilt es zu berücksichtigen.
Das ist ein großer zeitlicher Aufwand und auch der Grund dafür, warum viele Unternehmen immer noch vor dieser Methode zurückschrecken – und damit oft überhaupt keinen Überblick über ihre Liquidität haben. Doch im digitalen Zeitalter gibt es für dieses Problem eine Lösung: Liquiditätsmanagement-Software, z.B. die von Agicap.
Agicap ruft automatisch von Ihren Geschäftskonten sämtliche Ein- und Auszahlungen ab, ordnet diese bei wiederkehrenden Transaktionen automatisch in die zugehörige Kategorie ein und aktualisiert jeden Tag Ihre Liquiditätsplanung. Anstatt selbst aufwändig den Cash Flow mit der direkten Methode zu berechnen, können Sie sich gleich um die wirklich wichtigen Dinge kümmern: Die Interpretation dieser Zahlen und wie Sie diese bestmöglich für Ihr Unternehmenswachstum nutzen.